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  • AutorenbildKarin Krüger, Lara Seidel, Magdalena Mayer

„Die Königin von Saba bei König Salomon“ von F. M. Hug, um 1800 - Projektvorstellung


Heute wollen wir mal ein bisschen ausführlicher über ein interessantes Projekt berichten, das uns die letzten Wochen beschäftigt hat.

Es handelt sich um ein großformatiges, ovales Leinwandgemälde des Barockmalers F. M. Hug. Über die Herkunft ist leider nichts bekannt, unser Kunde hat es im Kunsthandel erworben.


Die allererste Begutachtung fand vor unserer Ateliertür im Transporter statt, da es durch das frühere Aufziehen auf eine Pressspanplatte sehr schwer und unhandlich geworden war. Das heißt, wir hätten es erstmal gar nicht durch die Türen ins Atelier bringen können. Zum Glück stand für die Lagerung und spätere Bearbeitung die Lagerhalle einer benachbarten Firma zur Verfügung.


Der Auftrag lautete also folgendermaßen: Das stark verbräunte und verpresste Gemälde sollte hauptsächlich gereinigt werden, so dass das Motiv wieder etwas klarer wird und im besten Fall wieder mehr Details zum Vorschein kommen. Die vielen Leinwandfehlstellen, die vermutlich durch ein früheres Aufrollen oder Falten der Leinwand entstanden waren, sollten bleiben. Sie fügen sich einigermaßen ins Gesamtbild ein und stören bis auf wenige Stellen die Malerei nicht weiter. Allerdings traten ein paar größere Löcher störend hervor, die vielleicht durch frühere Montagen oder ähnliches entstanden waren. Diese sollten geschlossen werden. Eine Vollretusche kam nicht in Frage, es war für alle Beteiligten von vorneherein klar, dass der gealterte und historisch gewachsene Zustand mit all seinen Spuren der Vergänglichkeit respektiert werden soll.

Die größte Herausforderung sollte allerdings das Verbringen des Bildes an seinen Bestimmungsort sein. Das Problem waren hierbei die Maße – es passte nicht durch die Tür… Hier war der eigentlich eher bedauerliche Umstand, dass die Leinwand auf eine starre Platte aufgezogen worden war, sogar ganz hilfreich. Sie ermöglichte uns nämlich das partielle Abnehmen der Leinwand von der Trägerplatte, die Platte auf der passenden Höhe durchzuschneiden, die Leinwand vorsichtig nach hinten zu rollen und so das Gemälde bequem durch die Tür zu tragen. Danach musste natürlich die Platte wieder zusammengefügt und die Leinwand erneut darauf flächig fixiert werden.

Am Ende sollte das Gemälde die Decke der Bibliothek des Hauses zieren. Dafür entwarf ein Schreiner parallel zu unseren Arbeiten bereits eine passende Konstruktion.


Aber der Reihe nach…



Nach einer eingehenden Betrachtung und Vorversuchen zur Reinigung legten wir in der Firmenhalle los. Wir verwendeten eine stark verdünnte Vulpex-Lösung, die den festsitzenden Oberflächenschmutz sowie die mutmaßlichen Wachs-Harz-Reste von der Verklebung auf der Platte weitgehend von der Oberfläche löste und dabei wenig mechanische Belastung, also Reibung, benötigte. Allerdings ist aufgrund seiner alkalischen Eigenschaften eine sehr gründliche Nachreinigung mit klarem Wasser unbedingt erforderlich. Unter der Schmutzschicht kamen teils wunderschöne Farbverläufe und stellenweise ein ungeahnter Detailreichtum zum Vorschein.


Eine weitere deutliche Verbesserung der optischen Erscheinung brachte der Firnisauftrag nach Reinigung, Kittung und Vorretusche.


Dem gingen allerdings einige Überlegungen voraus, vor allem im Hinblick auf die vorübergehende Formatänderung. Nach dem Wiederverleimen der Trägerplatte am Bestimmungsort sollte die Leinwand mit einem Heißsiegelkleber in Folienform wieder flächig fixiert werden. Dafür ist jedoch ein Aufbügeln von der Vorderseite her notwendig. Ein frisch aufgetragener Harzfirnis ist jedoch nicht sehr hitzebeständig. Andererseits ist das großflächige Auftragen von lösemittelgelösten Harzen in bewohnten Privaträumen auch nicht unbedingt empfehlenswert. Da musste eine Zwischenlösung her. Und die sah so aus, dass der Bereich, der nicht von der Platte gelöst werden musste, nun den Firnis erhielt. Allerdings war es mit einem einfachen Firnisauftrag auch nicht getan. Die stellenweise stark ausgemagerte Malschichtoberfläche ließ vermuten, dass die Firnislösung beim Auftrag schnell einziehen und nicht an der Oberfläche bleiben und eine Schicht bilden würde. Deshalb musste sozusagen vorgesättigt werden. Mit einem in Ethanol gelösten Mastixharz konnte diesem Effekt Rechnung getragen werden. Ethanol verdunstet relativ schnell und ist somit in der Lage, mit dem Harz auf der Oberfläche eine absperrende Schicht zu bilden. Auf dieser Grundlage konnte der eigentliche Firnisauftrag erfolgen. Das benzingelöste Dammarharz des zweiten Auftrags zog nicht so schnell an, konnte länger mit dem Pinsel verzogen werden und stellte dadurch eine größere Gleichmäßigkeit her. Durch die durch die damalige Hitzeeinwirkung (beim Aufpressen auf die Platte) unterschiedlich in Mitleidenschaft gezogenen Farbpartien war eine absolut gleichmäßig glänzende Oberfläche nicht erreichbar, aber das Gemälde erhielt insgesamt mehr Farbtiefe, Klarheit und ein gesättigtes Erscheinungsbild.


Jetzt blieb also „nur“ noch das Problem der Firnisangleichung nach dem Wiederbefestigen der Leinwand, das wir durch einen auslaufenden Übergang erreichen wollten. Mal sehen…


Zum Glück war die partielle Ablösung der Leinwand im unteren Bereich kein größeres Problem. Zum Schutz der Malschicht während der Bewegungen der Leinwand wurde ein Facing aus Japanpapier aufgebracht.



Den präzisen Schnitt in der Platte führte der Schreiner, der auch mit der Montage des Gemäldes an die Decke beauftragt war, mit sicherer Hand durch. Nach der Abnahme des Plattenstücks befestigten wir an der Kante ein Plastikohr mit ca. 7 cm Durchmesser. Um dieses Rohr konnte die Leinwand nach hinten umgeschlagen und auf der Rückseite befestigt werden. Nach hinten umschlagen ist in diesem Fall wichtig, da sich sonst die Malschicht staucht und abbröselt.


So machte sich das Gemälde gut verpackt und gepolstert auf den Weg ins neue Zuhause.

Dort angekommen passte der Schreiner die Unterkonstruktion für die Deckenmontage an, auf die auch das abgesägte Stück der Trägerplatte wieder montiert werden konnte. Die zugeschnittene Folie mit dem Heißsiegelkleber („BEVA“) wurde – als das Gemälde noch mit der Vorderseite nach unten lag – anschließend zunächst auf die Leinwandrückseite aufgebügelt. Das Bügeleisen war gerade so erwärmt, dass es die Folie zu Schmelzen brachte, aber den Kleber nicht verflüssigte.


Die Fuge wurde unter der Leinwand noch mit Japanpapier kaschiert und dann ging es los mit der Befestigung der Leinwand von oben, also einmal umgedreht! Die Japanpapierkaschierung brachte hier noch einen zusätzlichen Schutz vor dem Druck und der Hitze des Bügeleisens. Dennoch musste eine für die Verklebung ausreichende Temperatur natürlich unter der Leinwand ankommen, es ist also viel Fingerspitzengefühl nötig… Das Verfahren hat sehr gut funktioniert, die Leinwand lag plan und ohne Lufteinschlüsse wieder auf dem Untergrund auf.


Die nur leicht aufgeleimte Kaschierung konnte sodann vorsichtig abgenommen und die übrigen Fehlstellen gekittet und vorretuschiert werden.

Auch das Angleichen des Firnisses gelang mit dem Pinselauftrag in gleicher Art und Weise, wie vorher die übrigen Fläche gefirnisst worden war.


Aber es wäre ja zu einfach, wenn mal alles glatt gehen würde! Das Lösemittel des zweiten Firnisses mit Dammarharz, ein Gemisch aus Benzinen, drang trotz der vorherigen Absperrung mit dem ethanolgelösten Mastix durch die Malschicht hindurch und löste stellenweise die BEVA-Verklebung wieder an. Da blieb erstmal nur eines: Abwarten und einmal richtig durchtrocknen lassen. Nach ein paar Tagen trauten wir uns, nochmal nachzubügeln. Eigentlich sollte genau das von vorneherein vermieden werden – das Bügeln auf dem frisch aufgetragenen Firnis. Tja, nun ging es leider nicht anders. Also wieder: Fingerspitzengefühl! Denn die Wärme sorgte auf dem frischen Firnis für matte Stellen. Das heißt, es wurde so vorsichtig und so lokal wie möglich nachgearbeitet und anschließend mit einem feinen Pinsel auf den matt gewordenen Stellen partiell nachgefirnisst. Die flächige Haftung war dann allerdings wieder gegeben.



So konnten wir schließlich trotz aller Widrigkeiten und Herausforderungen unser Projekt mit dem guten Gefühl abschließen, wirklich das Beste für das Gemälde getan zu haben. Die Darstellung erscheint wieder viel deutlicher und klarer, die Farbigkeit zeigt sich differenzierter und auch die schwierige Oberfläche konnte bis zu einem gewissen Grad verbessert werden. Und – so hoffen wir – der Kunde ist zufrieden!


Was jetzt noch bleibt ist die Deckenmontage und ein letzter, abschließender Blick von unserer Seite auf das Gesamtbild nach der endgültigen Hängung.


Das war auf jeden Fall alles andere als ein alltäglicher Auftrag, der uns wieder einmal gezeigt hat: Geht nicht gibt’s nicht und man hört einfach nie auf, zu lernen!

Danke fürs Lesen!


Wir freuen uns über Anmerkungen und Fragen in den Kommentaren!

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