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  • AutorenbildKarin Krüger

Ein Denkmalpflegeprojekt aus unserer Sicht – St. Leonhard in Stödtlen

Diese Woche konnten wir ein schönes Projekt vor Ort abschließen, das uns seit Mitte 2021 immer wieder in Abschnitten begleitet hat. Wer uns in den Sozialen Medien (Facebook, Instagram) folgt, hat immer wieder mal etwas davon mitbekommen.



Die 1894 (neu) erbaute Kirche St. Leonhard in Stödtlen wurde saniert. Innen und außen. Wobei der Schwerpunkt sehr deutlich auf der Bausubstanz lag. Aber auch innen standen einige Maßnahmen an.


Unser Job war die Schutzeinhausung und Konservierung der insgesamt recht gut erhaltenen neugotischen Innenausstattung. Dazu gehörte eben auch das Auslagern der abnehmbaren Objekte und Teile beziehungsweise das staubdichte Verpacken der nicht transportablen Objekte wie z.B. der Altäre. Dies geschah so ziemlich als erstes, bevor alle anderen Arbeiten starteten, jedoch nach der Stellung des Innengerüsts. Es ging schließlich darum, die empfindlichen Oberflächen vor Staubablagerungen zu schützen, die vor allem beim Schlitze schlagen für Elektroarbeiten entstehen. Das Material, das wir für die Verpackung verwendeten, war ein stabiles Polyestervlies, das luft- aber nicht staubdurchlässig ist. Die Verhüllung von Altären ist natürlich aufgrund der Größe der Objekte immer eine Herausforderung, bei der eine wirklich gute Teamarbeit erforderlich ist. Die kleineren Ausstattungsstücke wie Skulpturen, Gemälde, Kreuzwegstationen etc. wurden teils in der Kirche in einem Verschlag eingehaust und teils in einem geeigneten Raum im benachbarten Pfarrheim fachgerecht eingelagert.



Damit war für uns der erste Teil der Arbeit geschafft.

Als nach ein paar Monaten die staubbildenden Arbeiten in der Kirche abgeschlossen waren, konnten wir damit beginnen, die sieben großen Pfeilerfiguren und die Kanzel auszupacken und den Staub der Jahrhunderte (also eher der letzten Jahrzehnte) abzusaugen. Dafür war natürlich das Innengerüst noch vonnöten, das nach und nach schon zurückgebaut bzw. auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten wurde. Dies bestimmte demnach auch die Reihenfolge unseres Vorgehens – die Arbeiten mit dem Innengerüst im Schiff mussten als erstes erledigt werden. Die Altäre wurden anschließend extra eingerüstet, so dass wir zum Auspacken, Reinigen und Konservieren einen sicheren Arbeitsplatz hatten.



Die Konservierung bestand hier hauptsächlich darin, den Staub abzusaugen, der seit der letzten Maßnahme in den Siebzigerjahren auf den Oberflächen lag, sowie kleinere Fassungsfestigungen und Verleimungen von abgebrochenen Ornamenten auszuführen. Retuschen waren nur in sehr geringem Umfang in den Sichtbereichen notwendig. So arbeiteten wir uns nach und nach durch die ausschließlich vor Ort durchzuführenden Maßnahmen und freuten uns über jeden Fortschritt. Natürlich nimmt man auf einer so großen Baustelle auch Anteil an den anderen Gewerken und Arbeiten und der Gesamtfortschritt bleibt auch für uns nicht unbemerkt.



An diesen Projekten finde ich es persönlich immer sehr spannend, dass man in die hintersten Winkel einer Kirche gelangt, die sonst nie jemand zu sehen bekommt. Und mein Hobbyfotografenauge freut sich dann über diese besonderen Blickwinkel, die man so nebenbei einfangen kann.



Zudem hat man neben den anderen Restauratoren und Handwerkern mit den Menschen aus der Gemeinde zu tun, die sich meist mit sehr viel Herzblut in „ihrer“ Kirche engagieren – eben nicht nur spirituell, sondern auch substanziell. Und das teils in aufopfernder Art und Weise, die mich auch immer wieder beeindruckt.


Das Gesamtergebnis ist einfach umwerfend! Alles in dieser Kirche ist stimmig. Durch die konsequente Epochenreinheit des ganzen Bauwerks samt Ausstattung wirkt alles unglaublich harmonisch und einfach wunderschön. Die Skulpturen sind von ganz hoher, feiner Qualität, sowohl die Schnitzereien als auch die Farbfassungen. Und jetzt, nach der Sanierung und Konservierung/Restaurierung, strahlt alles in einem ganz besonderen Licht. Da konnte man die Kamera kaum noch aus der Hand legen!


Es war eine gute, produktive und konzentrierte Zeit in Stödtlen, das nur eine knappe halbe Stunde Fahrtzeit vom Atelier entfernt liegt. Sicherlich hatten wir mit den doch eher oberflächlich gehaltenen Maßnahmen an der Ausstattung nur einen sehr kleinen Anteil am Gesamtvolumen dieses riesigen Projekts, das eine Kirchensanierung nun einmal ist – aber ganz bestimmt nicht den Unwichtigsten!


Die Vor-Ort-Arbeiten haben wir abgeschlossen. Was nun folgt, ist eine umfangreiche fotografische und schriftliche Dokumentation aller durchgeführten Maßnahmen. Dafür gibt es genaue Vorgaben vom Landesamt für Denkmalpflege, an die man sich formal sowie inhaltlich halten muss.


In diesem Sinne: wieder ab an den Schreibtisch...


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